Berlin, Stuttgart, Hamburg. In der ganzen Bundesrepublik scheint man die Faustregel anwenden zu können, dass Großprojekte nach einiger Zeit mindestens das Dreifache kosten. Oder doppelt so lange zur Fertigstellung brauchen. Oder beides. Aber muss das sein?
von Jakob Dürr
Hamburg. Die Elbphilharmonie, das Prestigeprojekt der Stadt, befindet sich seit 2007 im Bau. Der Eröffnungstermin wurde mittlerweile von 2010 auf 2016 verschoben. Die veranschlagten Kosten von 77 Millionen Euro haben sich mittlerweile mehr als verzehnfacht.
Berlin. Der Großflughafen BER, Berlins neuer Anschluss an die Welt, kostet nicht 1,7 sondern 4,3 Milliarden Euro. Anstatt wie geplant 2012 eröffnet zu werden, ist der Eröffnungstermin noch nicht absehbar.
Stuttgart. Der „Bahnhof der Zukunft“ stellt das Zentrum der großen Umstrukturierung der Bahn im Großraum Stuttgart dar. Die Kosten für Stuttgart 21 haben sich mittlerweile von 2,6 Milliarden Euro auf 5,6 (inklusive Puffer) mehr als verdoppelt. Neben den massiven Protesten der Stuttgarter Einwohner und einem Streit um die Finanzierung zwischen Bahn und Land hat sich der Eröffnungstermin des umstrittenen Projekts (bis jetzt) um 2 Jahre auf das Jahr 2021 verschoben.
Woran liegt es, dass gerade bei Großprojekten von einem solchen Ausmaß jegliche Prognose und Einschätzung zu versagen scheint? Warum sind die Projekte, denen die meiste Aufmerksamkeit zukommt, die gefühlt am schlechtesten Geplanten? Liegt es daran, dass es keine Planungsbüros gibt, die einer solch komplexen Aufgabe gewachsen sind? Haben Baufirmen verlernt, ihre Kosten richtig einzuschätzen, wenn ihr Auftrag den Bau eines kleineren Hochhauses übersteigt?
Die Antwort heißt Nein. Zum Glück und Leider.
Zum Glück, weil es für eine vernünftig operierende Baufirma kein Problem darstellen würde, Kosten und Dauer eines Großprojektes vernünftig und einigermaßen realistisch hochzurechnen. Bei privaten Bauvorhaben funktioniert das ja normalerweise auch relativ gut.
Leider, da es eben auch anders ginge. Das Problem ist, dass immer zu viele Parteien daran interessiert sind, die Kosten und die Baudauer auf dem Papier möglichst gering zu halten.
Die Baufirma möchte den Auftrag erhalten und ist folglich daran interessiert, die Kosten möglichst gering zu halten, bis sie den Auftrag in der Tasche hat. Bei Politik und den jeweils beteiligten Konzernen sieht es nicht anders aus. Man ist daran interessiert das Projekt so schnell wie möglich durchzuwinken, solange die Prognosen noch günstig aussehen. Wenn ein solches Projekt erst einmal beschlossen wurde, fangen die prognostizierten Kosten langsam an zu steigen. Wenn es so weit fortgeschritten ist, dass die Ausstiegskosten so hoch erscheinen, dass der Ausstieg absurd erscheint, kann es dann in größeren Sprüngen weitergehen. Bei den Kosten nach oben und bei der Eröffnung nach hinten. Dies scheint ein häufig angewandtes Prinzip zu sein, wenn es um die Umsetzung solcher Projekte geht.
Die Motivation der beteiligten Parteien mag zwar verständlich sein, doch man sollte sich auf dieser Seite überlegen ob sich diese Taktik wirklich lohnt. Hierzu kann man das Beispiel Stuttgart 21 nochmals hinzuziehen. Die geplante Wirkung des Bahnhofes als „Bahnhof der Zukunft“, der sich perfekt in das Stadtbild Stuttgarts einfügt und mehr Komfort und Platz verspricht wurde klar verfehlt. Dies mag zwar auch an den häufig kritisierten Aspekten Grundwassermanagement, Juchtenkäfer, „schwarzer Donnerstag“, etc. liegen. Stuttgart 21 wäre aber wohl kaum auf eine solch große Verachtung in der Bevölkerung gestoßen, wäre man von Anfang an in Sachen Kosten und Baudauer realistisch gewesen. Dies führte nämlich hauptsächlich zu der massiven Infragestellung der Planung und nicht zuletzt sogar zur Infragestellung der Bahn als fähigen Bauherren eines solchen Großprojektes. Nun kommt sie außerdem nochmals in Bedrängnis, da die neue Landesregierung insgesamt nicht besonders begeistert vom Vergraben des Bahnhofes ist und sich nicht an den Mehrkosten beteiligen will. Etwas mehr Realismus hätte hier bei der Planung wohl kaum geschadet.
Im Allgemeinen wäre es für jeden Bauherren von Vorteil von Anfang an ehrlicher zu sein. Ehrlicher zu sich selbst, ehrlicher zu den Beteiligten – und ehrlicher zu den Steuerzahlern, die zumindest bei oben genannten Projekten zu einem großen Teil mitfinanzieren.
Bildquelle: By An-d (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Hätte man S21 realistisch geplant, wären es gleich wieder eingestampft worden. So ein Murks braucht Kapazitätslügen, Kostenlügen, Lügen vor der Volksabstimmung, leichte Güterzüge die es nicht gibt, usw.. Mich wundert es auf jeden Fall nicht, dass es noch immer jeden Montag laut durch Stuttgart schallt: Lügenpack!
Bei stuutgart 21 spielt noch ei weiterer Faktor mit ein:
verlängerung, und somit ein anstieg der kosten, verursachen vor allem demonstranten, die sich wegen vier bäumen auf den kopf stellen. solange nicht gebaut werden kann, die beauftragten aber in diesem zeitraum trotzdem geld kassieren, steigen die kosten natürlich.