David Julius und Ardem Patapoutian werden für ihre Entdeckung der Rezeptoren für Temperatur und Druck mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.
Temperatur und Druck: Gefühle, die für uns genauso alltäglich wie überlebenswichtig sind. Ohne sie könnten wir weder fühlen, noch würden wir merken ob wir gerade auf eine heiße Herdplatte fassen oder ob diese bereits abgekühlt ist.
David Julius fand mithilfe von Capsaicin (der Stoff, der in Chili die Schärfe ausmacht) die Rezeptoren in der Haut, die die Hitze wahrnehmen.
Auf die Idee, mit Capsaicin zu versuchen, die Rezeptoren zu finden, die Hitze wahrnehmen, kam Julius schon Ende der 90-er Jahre. Es war schon lange bekannt, dass Capsaicin genau die Rezeptoren aktiviert, die Schmerz wahrnehmen. Julius identifizierte das Gen zu finden und das Protein zu finden, das von ihm kodiert wird: TRPV1. Dieses Protein ermöglicht Nervenzellen Wärme zu spüren. Allerdings wird es erst bei sehr hohen Temperaturen aktiviert, die als Schmerz wahrgenommen werden.
Ardem Patapoutian fand in der Petrischale Zellen, die auf Berührungen reagieren. Auch ihm gelang es, das Gen zu identifizieren, das den Zellen diese Fähigkeit verleiht. Den zugehörigen Rezeptor nannte er Piezo1 (Gr. für „Druck“). Er entdeckte einen weiteren Druckrezeptor, den er Piezo2 nannte.
Diese Druckrezeptoren übernehmen wichtige Aufgaben im Körper, wie die Atmung, Regulierung des Blutdrucks oder die Blasenkontrolle. Für den Tastsinn ist Piezo2 sehr wichtig, er spielt ebenfalls eine Rolle bei dem Intuitiven Wissen über Haltung und Bewegung unseres Körpers (Propriozeption).
Wer sind die beiden Preisträger?
David Julius:
David Julius ist ein US-Amerikanischer Sinnesphysiologe. Er wurde 1955 in New York City, USA geboren. 1977 erhielt Julius einen Bachelor in Life Sciences (Biowissenschaften) am Massachusetts Institute of Technology und 1984 einen Ph.D. in Biochemie an der University of California in Berkley. Heute ist er Professor an der University of California in San Francisco, an der er auch die Abteilung für Physiologie leitet.
Ardem Patapoutian
Ardem Patapoutian ist ein libanesisch-amerikanischer Molekularbiologe und Neurowissenschaftler. Patapoutian wurde 1967 in Beirut, Libanon geboren. Er immigrierte 1986 in die USA, wo er auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. 1990 erhielt er einen Bachelor in Zell- und Entwicklungsbiologie an der University of California, Los Angeles. 1996 erhielt er einen Ph.D. in Biologie am California Institute of Technology. Er arbeitete als Postdoktorant am Scripps Research Institute, wo er 2000 auch eine Professur erhielt. Zusätzlich forschte er zwischen 2000 und 2014 für die Novartis Research Foundation. Seit 2014 forscht er für das Howard Hughes Medical Institute.
Was bringt uns dieses Wissen?
Mit diesen Entdeckungen können wir nun verstehen wie unser Tastsinn funktioniert, wie wir Temperaturen spüren und woher wir wissen, was unser Körper gerade tut.
Vermutlich kann man mithilfe dieser Erkenntnisse auch Behandlungen gegen Bluthochdruck oder chronische Schmerzen entwickeln.
„Wenn man die Grundlagen nicht versteht, hat man keine Chance, zu klinischen Anwendungen zu kommen“, so die Neurowissenschaftlerin Manuela Schmidt im Deutschlandfunk. Mit den neuen Entdeckungen wird uns dies in Zukunft also besser gelingen.
Neueste Kommentare