Fächer: Geschichte, Ethik, Philosophie, Gemeinschaftskunde und WBS (Wirtschafts, Berufs und Studienvorbereitung)
Addita: kognitives Additum, „Jingo-Internationale Beziehungen anhand eines Romans von Terry Pratchett“ –
hier wäre es natürlich toll, noch weitere Teilnehmer zu finden.
WG: CO-Mentor der WG Schuck
Wohnt auf dem Campus? Ja.
Was war ihr erster Eindruck vom Landesgymnasium für Hochbegabte?Ich versuche gerade, mich zurückzuerinnern, was beim Bewerbungsgespräch – das war ja der wirklich erste Eindruck – war. Das Gebäude und die Mensa machen natürlich schon mal einen anderen Eindruck als die meisten Schulen und man hat zum ersten Mal die Vorstellung, dass es irgendetwas ganz Spezielles sein soll, aber dann ist es trotzdem eine normale Schule, an der man ankommt – mit besonderen Eigenheiten, zum Beispiel einer Schülerschaft (ich unterrichte hauptsächlich die Oberstufe), bei der man einen eindeutigen Unterschied merkt, was das Niveau angeht, weil an einer Regelschule mehr desinteressierte Personen dabei sind. Man braucht keine Angst vor dieser Schule zu haben, es ist kein Hogwarts oder sonst etwas. (lacht) J: Angst vor Hogwarts? E: Ja, hätte ich auch nicht. Es heißt nur bei uns immer, manche kommen hier mit einer Angst hin, aber ich habe einen sehr positiven Gesamteindruck nach diesem Monat.
Gibt es denn außer den weniger desinteressierten Menschen etwas, was den Unterricht ihrer Meinung nach anders macht? Die Addita machen das natürlich anders, ebenso das Doppelstundensystem und dass alle Schüler auf dem Campus sind und daher Verspätungen zwar immer noch vorkommen, aber im Gegensatz zu einer Regelschule wesentlich seltener sind. Das macht den Unterricht planbarer. Insgesamt ist natürlich auch die Kommunikation mit den Schülern durch das Internat etwas anderes als an einer Regelschule, wo man SchülerInnen einmal die Woche sieht und danach nie wieder.
Haben Sie zwar schon angedeutet, aber wie ist denn dann ihre Meinung zu den Hochbegabten, diesen Gestalten? (lacht) Die meisten würden wahrscheinlich Klischees erwarten, das habe ich nie getan – von daher sind die Hochbegabten keine Gestalten, sondern einfach Menschen, die halt ein bisschen höhere Ansprüche haben als an normalen Schulen, aber das soll auch so sein und ist auch gut so. „Gestalt“ ist hier also im positiven Sinne, nämlich Menschen, die dazu fähig sind, selber etwas zu gestalten, was man auch immer wieder an Schulereignissen merkt – alleine, was ich schon über die Bälle in der WG gehört habe, oder WG-Abende zu gestalten – hier kann man einfach mehr in die Hände der Schüler übergeben. Ich würde also „Gestalt“ zu „Gestaltenden“ umformulieren.
Warum sind sie denn nun ans LGH gekommen? Was haben sie sich von dem Wechsel hierher erhofft?Ich hole vielleicht ein bisschen weiter aus: Ich habe lange Zeit an der Uni und auch in der universitären Lehre verbracht und insgesamt ist dann einfach für mich das Niveau an einer Regelschule etwas zu niedrig gewesen, als dass ich langfristig damit hätte zufrieden sein können. Da habe ich mir dann am LGH versprochen, dass man hier andere Ansprüche haben kann, aber auch durch die Internatsarbeit mehr direkt mit den SchülerInnen arbeiten kann und ihnen beim Gestalten helfen kann, also nicht nur ein Fremdkörper im Leben der Schüler bleibt, der sie zwingt, einen Unterricht abzusitzen, den sie eher nur als Belastung empfinden und der eher in die Rolle eines Dompteurs als der eines Pädagogen fällt. Da auch die Realität ein bisschen Einzug halten muss: es war gerade eine Stelle am LGH frei, an anderen Schulen nicht. Aber ich habe mich sehr gefreut, diese Stelle zu haben, von daher haben die anderen Überlegungen überwogen.
Wie sehr mussten Sie ihr Leben denn umstellen, als Sie ans LGH kamen? Es war eine große Umstellung, doch durch die Zeit an Universitäten, in der ich auch viel im Ausland aktiv war, war ich gewohnt, häufig umzuziehen. Das Neue wäre eher, sich hier wirklich längerfristig auf ein Bleiben einzurichten.
Sie haben jetzt schon viele positive Dinge gesagt. Gibt es denn erstens etwas, was Ihnen am meisten gefallen hat? Oder zweitens Dinge, die sie stören oder die Ihrer Meinung nach verbessert werden könnten? Beim „Stören“ fällt mir jetzt nur ein, dass in einer Klasse eine starke Wut darüber artikuliert wurde, wie schlecht das Mensaessen sei und was hier zugemutet würde. Aber – für Mensaqualität, und ich habe in vielen Orten der Welt in Mensen gegessen – ist es bisher die qualitativ hochwertigste Mensa, in der ich gegessen habe. Das müsste man sich mehr bewusst machen. Besonders positiv – neben dem Schülerlob, das ich jetzt schon viel geäußert habe – würde ich sagen, dass es in der Lehrerschaft einen sehr guten Zusammenhalt gibt. Durch gemeinsame Dienste und ein kleineres Kollegium gibt es hier einen intensiveren Kontakt und eine gute Sozialbeziehung.
Bei der Mensa würde ich gerade nochmal einhaken – was war denn bis jetzt das schlechteste Mensaessen aus ihrer vorigen Mensaerfahrung, das Sie je gegessen haben? Als schlechtestes Essen würde ich die Rindsroulade nennen. Für eine Rindsroulade war sie gut, aber Rindsrouladen finde ich nicht das prickelndste Essen. J: Also sind Sie dem gefürchteten Seelachsfilet noch nicht begegnet oder fanden Sie es nicht schlecht? E: Ich bin ihm nicht begegnet, da ich so häufig vor ihm gewarnt wurde, dass ich nicht hier gegessen habe.
Welches Erlebnis hat Ihnen denn so klar gemacht: Sie sind jetzt am LGH, und das ist anders als zuvor? Die Vorbereitungswoche wahrscheinlich schon, dass man als fertig ausgebildeter Lehrer nochmal eine Einführung in alle möglichen Systeme, die man nicht kennt, bekommt. Die Grunderfahrung ist jedoch die, dass man in meinen „Diskussionsfächern“ die Diskussion eher sogar zeitlich einschränken muss, um Stoff voranzubringen, weil sie so lebhaft geführt wird.
Haben Sie denn bis jetzt hier richtig absurde Dinge im Rahmen des Internatslebens erlebt?Nein, die kamen bisher noch nicht, aber das werden dann die wirklich interessanten Sachen. Ich bin gespannt.
Was würden Sie denn als Schüler hier besonders gerne machen? Ich glaube, die Addita fände ich super. Außerdem sind die Bälle toll, um wirklich ein eigenes Schulleben zu entwerfen – da würde ich mich wahrscheinlich einbringen, wenn ich Schüler wäre.
Schüler sprechen manchmal vom LGH-Effekt, einer Art charakterlicher Wandlung, die man als Schüler hier durchläuft. Merken Sie den bei sich selbst? Das ist eine schwierige Frage, über die ich jetzt das erste Mal nachdenke. In den ersten Wochen hier fällt die Selbstbeobachtung einfach mit der Arbeit, in der man schwimmt, weg – ich würde sagen, es gibt auf jeden Fall einen Effekt, aber wie der genau aussieht – da müsste ich länger nachdenken. Das einzige, was ich auf jeden Fall bemerkt habe, ist, dass der Schlafrhythmus schwierig wird, weil sich Spät- und Frühdienste nicht gut vertragen.
Wie hat denn ihr Umfeld reagiert, als Sie erzählt haben, dass Sie jetzt an einer Hochbegabtenschule unterrichten? War da eine Abschreckung? Natürlich gab es viele Klischees – was ich ein bisschen skurril fand, war, dass viele gesagt haben: „Ja, da gehörst du hin.“ (lacht) Ob das jetzt positiv oder negativ ist… Was klar sein muss, ist, dass hier nicht nur gute Schüler sind, sondern die Begabungen auch partiell sein können und es immer Problemfelder geben kann. Die Erwartungen und Vorurteile sind hoch, aber ich glaube, viel läuft da unterschwellig ab, da die Leute nicht ins Fettnäpfchen treten wollen.
Gut, nun hätte ich noch zwei (wichtigste) Fragen an Sie, die auch dem Fragenkatalog der Kandidatenvorstellung unserer Schülersprecherwahl entstammen: Erstens – Was ist Ihr Spirit Animal? Und zweitens – was wäre Ihr Motto, das Sie als Wahlspruch formulieren würden? Beim Spirit Animal muss ich sehr nachdenken… In meinem Referendariat haben wir nämlich einmal beim Zusammensitzen jedem ein Tier zugeteilt, meines war dann – soweit ich mich erinnere – irgendwann der Wolf, aber das war dann aus dem Namen abgeleitet. Ich würde jetzt unspektakulär dabei bleiben, weil es gleichzeitig den Wolf als extremes Rudeltier, aber auch den einsamen Wolf gibt. Das spiegelt wieder, dass ich einfach Arbeitsphasen habe, mir aber dann auch die Gemeinschaft sehr wichtig ist. Zwischen diesen zwei Stereotypen würde ich also pendeln. J: Falls Ihnen je noch ein passenderes einfällt, ergänzen wir das am Ende des Schuljahres. E: Wenn ich auf einem Bein stehen lerne, werde ich der Flamingo (lacht). J: Es gibt dieses Jahr sogar zweimal das Yoga-Additum, die Möglichkeit ist also da.
Der Wahlspruch dann noch? (überlegt) „Die unendlichen Weiten des Wissens“. J: Prima, dann hätten wir’s. Vielen Dank für dieses Interview! E: Gerne.
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