Was die Prognosen bezüglich der Corona-Entwicklung am LGH anbelangt, glich der letzte Turnus einer Ruhe vor dem Sturm. Memes wurden erstellt, Witze verbreiteten sich unter der Schülerschaft, am Schulabend sorgte die LGH-Spiel-Frage „Alle, die glauben, dass Corona-Quarantäne am LGH ganz witzig sein könnte“ für Belustigung (Anmerkung: Mit Ausnahme einiger weniger standen alle) – doch darüber, wie es im nächsten Turnus weitergehen könnte, wurde höchstens gemutmaßt, und das auch auf höchst unterschiedliche Weise.
Wenn wir einen Fall am LGH hätten, so prophezeiten einige, würde das endlich die langersehnten Ferien am LGH bedeuten – Campus-Corona-Quarantäne für 14 Tage. Es wurde spekuliert, ob Norma dann spontan ins Territorium mit einbezogen werden würde und was mit den Externen sei. Sie rechne fest mit Corona-Quarantäne, erzählte uns eine Lehrerin, sie habe sich extra schon Bücher bestellt für die Zeit – so weit, so gut.
Andere wiederum prophezeiten gänzlich konträre Szenarien. Aufgrund fehlender medizinischer Ausbildung sei Corona-Quarantäne am LGH gar nicht möglich und wir würden dann wohl mit Bundeswehr-Bussen in Heimquarantäne gekarrt werden. Gleichzeitig wurden ja auch bereits Kreuzfahrtschiffe unter Quarantäne gestellt, wo der Großteil des Personals vermutlich ähnlich leerstellenbehaftetes medizinisches Know-How besaß wie das Kollegium.
In einem Punkt waren sich aber die meisten einig: Man würde versuchen, uns, wenn Quarantäne bevorstehen würde, lieber gar nicht erst anreisen zu lassen, anstatt uns entweder wieder abreisen zu lassen oder dort behalten zu müssen.
Umso verwunderlicher also, dass niemand, wirklich niemand die kommende Schulschließung vorausgesehen oder zumindest geahnt hat, dass es so weit kommen könnte. Keinerlei Vorsichtsmaßnahmen beim letzten WG-Putz, keinerlei Ratschläge nach dem Motto „Nehmt vielleicht mehr Kleidung mit als normal“, nicht einmal den Abiturienten wurde wirklich empfohlen, das gesamte Schulzeug mit nach Hause zu transportieren.
Dabei war durchaus bekannt, dass die Kultusministerkonferenz B-Donnerstag und -Freitag tagen würde. Zwar war auch bekannt, dass zu Anfang die baden-württembergische Ministerin Eisenmann pauschale Schulschließungen nicht befürwortete und sogar ausschloss, gleichzeitig wurden diese Prämissen jedoch zumindest in anderen Bundesländern bereits Donnerstag Vormittag über Bord geworfen, und zwar auch in Bundesländern, die weit geringere Fallzahlen aufwiesen als Baden-Württemberg zu dem Zeitpunkt. Und letztendlich war auch bekannt, dass Schulschließungen genau dem Krisenbewältigungsschema folgen, das von der Bundesregierung vorgegeben wurde – um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, sollen sich die Fallzahlen auf einen möglichst langen Zeitraum verteilen.
Deshalb auch die ganzen Maßnahmen: Solange kein Gegenmittel zu Covid19 existiert, kann die Krankheit an sich nur schwer bekämpft werden – das gilt jedoch nicht für die Ausbreitung. Schulschließungen, Veranstaltungsabsagen und -verbote, Einschränkung der sozialen Kontakte,… – und, wie eine Grafik der Süddeutschen sehr schön zeigt, kann eine Verzögerung dieser Maßnahmen allein um einen Tag schon verheerende Folgen haben. Umso berechtigter erscheint die Frage, die ein Journalist direkt nach der Pressekonferenz an die Politiker Baden-Württembergs stellte: Warum schließt das Bundesland die Schulen erst dienstags und nicht, wie viele andere Bundesländer, bereits am Montag? Die schlichte Antwort: Man habe sich halt erst am Freitag Mittag zusammengesetzt.
Dem LGH kommt diese Zeitverzögerung allerdings sehr zu gute, gerade wegen fehlender Präventivansagen. Dadurch, dass am Sonntag noch einmal die Möglichkeit zur Anreise besteht (direkt gefolgt von der Abreise am Montag Nachmittag), können Schüler Kleidung und Schulzeug vom Campus holen und sich gleichzeitig von den Lehrern erklären lassen, inwiefern die nächsten drei Wochen Ferien oder Nicht-Ferien bedeuten. Die Zwölftklässler können tatsächlich ihre Englisch-Kommunikationsprüfung noch abhalten. Und selbstverständlich müssen auch die WGs auf den kommenden Leerstand vorbereitet werden. Man stelle sich vor, es würde niemand mehr anreisen, und gerade in den Kühlschränken trotzdem das Leben toben…
Letztendlich bleibt im Bezug auf das LGH genau diese Frage: Warum wurde nicht bereits Ende letzten Turnus darüber nachgedacht, zumindest präventiv die Schüler mit mehr Gepäck nach Hause zu schicken?
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