Neben all den anderen – mehr oder weniger – interessanten Spielen, die sich in den Regalen einer WG finden lassen, steht dort auch ein Monopoly-Spiel, Sammler-Ausgabe Euro-Edition. Was ist anders als beim klassischen Monopoly? Statt Straßen kauft man Hauptstädte, man bezahlt mit Scheinen im Euro-Design – es gibt sogar 1€-Stücke – und die Spielfiguren sind europäischen Sehenswürdigkeiten nachempfunden.
Klingt soweit ganz gut. Ich ziehe mit dem Eiffelturm nach Sofia. 100€, recht billig – gekauft. Doch gleich die erste Enttäuschung: Die Karten sind genau die gleichen. Grundstückswert, Miete,… warum sollte man als vorbeiziehender Spieler, und sei man eine Mühle oder eine seltsame Jungen-Skulptur, Sofia mieten? Einreisegebühr zahlen wäre vom Kontext her sogar noch verständlich, obwohl sich dann weitere Fragen auftun: welches Europa will Monopoly uns näher bringen? Ein Europa mit geschlossenen Grenzen? In dem aber immer noch mit dem Euro bezahlt wird?
Und außerdem: Warum ist Sofia so billig, sowohl absolut – 100€ für X km² – als auch im Verhältnis? Wer hat festgelegt, dass Vilnius, die Hauptstadt Litauens, am wenigsten wert ist? Das Bild eines Anti-EU-Konzerns rückt näher…
Der schiefe Turm von Pisa ist dran und stolziert an mir vorbei, geradewegs ins Europäische Parlament. „Das kauf‘ ich mir, zusammen mit dem europäischen Gerichtshof ist das dann richtig krass!“ Das Parlament wird gegen 150€ ausgetauscht. Seit wann sind Parlament und Gericht käuflich? Und dann auch noch zu solchen Preisen…
Jetzt ist Big Ben an der Reihe. Ereignisfeld. „Zahle für deine Häuser und Hotels…“ Nee, oder? Ich hatte jetzt irgendwelche Skandale erwartet, einen Brexit, vielleicht eine Kriegserklärung, ein Attentat… aber nein, „Zahle für deine Häuser und Hotels“. Das sind also die spannenden Ereignisse Europas.
Wir beenden das Spiel, nachdem Athen – 220€ – gekauft ist und das Brandenburger Tor im Gefängnis steht.
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