Ach, die liebe deutsche Bahn, welche mir und vermutlich mindestens hundert anderen jeden Tag erneut auf den Keks geht. Keine Fahrt vergeht stressfrei. Immer fixiert mein Blick die Anzeigetafel. Ein weißer Schriftzug, der einen zuerst nur vor Glätte warnt, kann sich jeden Moment in Zug fällt aus umwandeln und diese Tatsache lässt mich nicht locker. Besonders erfreulich wird es, wenn man eine Minute Zeit hat (oder auch sogar eine negative Umsteigezeit), um auf das andere Gleis zu hetzen und daraus noch ein Suchspiel wird.

Doch da gab es eine Fahrt, da dachte sich meine S-Bahn: lasst uns sechs Stationen einfach überspringen. Die Krönung bildete aber hierbei natürlich die Ankunft auf einem ganz anderem Bahnhofabschnitt. Nach dem verpassten Anschluss hieß es wieder einmal, wie ist es auch anders bei der deutschen Bahn: WARTEN! Doch gestrandet an einem Bahnhof kann man auch schon Mal ganz lustige Sachen erleben. Mich überkommt die Verzweiflung. Nach einem Besuch bei der Auskunft starre ich auf die seltsame neue Route. Nach einer Stunde Entdeckungstour und dem Versorgen meines Magens, sitze ich in meinem Zug und werde entspannt und plötzlich bekomme ich Besuch:

Halb verschalfen, halb erschöpft sitze ich zusammengekauert in der Ecke und lasse meinen Blick durch den fast leeren Waggon gleiten (zu bestimmten Tageszeiten und Streckenabschnitten gibt es das!). Durch einen kleinen Spalt in den Wolken dringt verzweifelt ein Funken von Sonnenschein herein. Er war so freundlich nach der langen, bitteren Winterzeit und streichelte mir lieblich über das Gesicht. Ich spürte ein wenig Wärme. Er blieb nicht lang und machte sich auch auf die Suche nach etwas.

Der Sonnenschein wanderte weiter und entdeckte die Glitzersteinchen vom Pullover einer Passagierin. Anscheinend gefiel es ihm, reflektiert zu werden, denn durch die leichte Bewegungen der Inhaberin jenes Kleidungsstücks erhellte sich der Raum an hundert kleinen Flecken. Es war so schön, dass ich mich darin verlor. An der Wand waren winzige kleine Punkte zu sehen, die sich immer auf und ab bewegten, doch auch dies gefiel ihm nicht so sehr.

Ich sah nach draußen. Die Bahngleise verschwammen vor meinen Augen, eine komplette Winterlandschaft zog an mir vorbei und auf der einen Seite waren auf den Ästen mancher Bäume winzige Schneekristalle gefroren. Sie glitzerten im Schein der Sonne, genauso wie der Schnee, der noch auf den Dächern der Häuser geblieben war.

Ich fuhr durch einen Tunnel, hörte die Ansage meiner Station durch die Lautsprecher ertönen und der Zug fuhr langsam bis zum Stillstand.

Nun sitze ich hier nach ein paar Monaten, allein in mein Zimmer. An die Wartezeiten erinnere ich mich nur noch dunkel. Wie oft habe ich die Bahn verflucht? Und doch vermisse ich sie. Es entstanden die interessantesten und lustigsten Geschichten auf der Fahrt mit jenem verhassten Unternehmen. Wer hat schon einmal einen Sonnenaufgang in Dresden erlebt, nachdem die S-Bahn schon um halb fünf eine Störung hinter sich hatte? So erlebten drei LGhler auch eine abenteuerliche Fahrt von Meißen nach Hause. Aber ebenfalls befand sich wieder eine mehr oder minder mathebegeisterte Truppe am Frankfurter Flughafen. Nachdem der Flug aus der Ukraine sogar früher als geplant landete, stand man also viel zu früh am Gleis. Da der eigentliche Zug aber eine heftige Verspätung hatte, hebte sie unsere Zugbindung auf, wodurch man tatsächlich sogar noch früher zuhause war, als geplant. Im entfernten höre ich den Zug abfahren und frage mich, wann bloß ich wieder den Spielen der DB (Lichter) zu opfern fallen werde.

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